Anno 1404: Eine Reise in den Orient - Retro Special

Wir schreiben das Jahr 1404. Der schwarze Tod zog über Europa, doch die Pest ist besiegt. Die ersten transkontinentalen Handelsrouten erstrecken sich über die Weltkarte, das mongolische Reich brach zusammen und Deutschland ist noch ein einziger Flickenteppich. Ein neues Jahrtausend ist angebrochen und es liegt nun an uns in der Zeit des Spätmittelalters neue Gebiete zu erforschen und eine Metropole zu errichten. Herzlich willkommen in Anno 1404.

Der Kampf um Platz 1

Wenn man Spieler nach dem besten Anno-Titel aller Zeiten fragt, werden vorwiegend zwei Namen fallen: Anno 1800 und Anno 1404. Weil das hier aber ein Retro-Special ist, schauen wir uns natürlich das 1404er aus dem Jahr 2009 an. Das war übrigens das erste Anno, in dem das Düsseldorfer Unternehmen BlueByte seine Finger mit im Spiel hatte. Vorher waren sie als Entwickler der Siedler-Reihe bekannt, haben sich 2008 dann aber mit Related Designs für ein neues Städte-Abenteuer zusammengetan. Gepublished wurde der Titel erstmals von Ubisoft. Heraus kam ein Spiel, das bis heute seinesgleichen sucht. Also klar, kann hier auch noch einmal Anno 1800 in den Ring geworfen werden, aber das ist ja schon fast unfair bei den zahlreichen DLCs und Season Passes.

Wie schon im Vorgänger 1701, wurde auch in Anno 1404 wieder auf eine dreidimensionale Grafik gesetzt. Grundsätzlich könnte man sagen, dass 1404 eine starke Weiterentwicklung des Vorgängers war und sich damit zu Recht mehrere Videospiel-Preise abholen durfte. Aber worin gründet überhaupt die Faszination Anno?

Am Anfang ist das Nichts

Wir starten wahlweise mit unserem Schiff auf hoher See oder direkt mit einer, vom Computer gewählten Insel. Los geht's also ... den ersten Marktplatz und Häuser für unsere Bewohner bauen und die dann auch direkt zum Holzfällen losschicken. Stück für Stück können wir nun unser Örtchen vergrößern. Als Nahrung dient regionaler Fisch und getrunken wird Apfelmost. Schnell noch eine Kapelle ins Dorf stellen und ta-da - die Menschen sind glücklich. Aus Bauern werden Bürger und jetzt geht das Spiel richtig los. Die Optik der Inseln, die große Karte, die es zu erkunden gilt. Dazu der wunderbare Soundtrack von Dynamedion und die vielen dämlichen Kommentare der NPCs. Da ist man doch direkt wieder verliebt.

Bevor wir weiter auf Erkundung durch den Freien Modus gehen, schauen wir mal auf die Kampagne. Auch wenn das Endlosspiel wohl der gefragteste Modus ist, überzeugt Anno immer mit eigenen Kampagnen, die zum Setting passen. Es ergibt auch Sinn die zu spielen, denn jedes Anno spielt sich ein bisschen anderes als der Vorgänger. Zwei Fliegen mit einer Klappe also: Tutorial und Hintergrundgeschichten zu den Charakteren in Einem. Zumal die Kampagne von Anno 1404 ziemlich anfängerfreundlich ist. Die erste Hälfte ist deutlich für Neulinge gemacht. Das hat sicherlich auch zum Erfolg des Spiels beigetragen. Erst ab der zweiten Hälfte zieht der Schwierigkeitsgrad an.

Antagonist Kirche

Wie eingangs erwähnt, befinden wir uns im Jahr 1404. Die Kampagne ist in mehrere Szenarien aufgeteilt, die aufeinander aufbauen. Bekommen wir anfangs noch eine kleine, rohstoffreiche Insel, stehen später ganz andere Herausforderungen bevor. Die Kirche beginnt einen Aufstand und möchte den Kaiser stürzen. Der ist an einer unbekannten Krankheit erkrankt und der Adlige Richard Northburgh möchte nun einen Dom bauen, um für ihn zu beten. Wir starten in das Spiel als einer seiner Untergebenen und wollen das Vorhaben unterstützen.

Immer wieder begegnen wir fiktiven kirchlichen Figuren, die uns bei dem Vorhaben aufhalten wollen. In der Zwischenzeit plant der Antagonist Kardinal Lucius einen Krieg gegen den Orient anzuleiern. Ende des Liedes: Den müssen wir auch noch aufhalten. Ziel der Kampagne ist als Erstes den Kaiserdom zu errichten, die Anno Version von Palpatine festzunehmen und Frieden zwischen dem Orient und Okzident zu schaffen.

Anno 1404 war damit das erste Spiel, das ermöglichte, mit anderen Kulturen zu interagieren. Das bedeutet aber nicht einfach, dass wir mit NPCs Handel betreiben, sondern sogar eigene Dörfer errichtet werden können - sogar müssen. Für den Spielfortschritt ist es essenziell, dass der Orient besiedelt wird, um im späteren Verlauf Rohstoffe zu exportieren, die dem Volk im Okzident als Lebensgrundlage dienen.

Das wunderbare: im Vergleich zum Primus Anno 1800, kam man in 1404 nie wirklich in akute Stresssituationen. Die Feinde sind bösartig und drücken das in ihrem Design auch aus. Auch die Bewohner unserer Dörfer, Städte und Metropolen haben natürlich Ansprüche an das Leben und ziehen bei der erstbesten Möglichkeit aus, nur, weil sie mal keine Nahrung haben.

Die Bande ist aber auch schnell wieder zurück, wenn wir diese banalen Bedürfnisse befriedigen. Auch die Verteilung unserer Bewohner auf verschiedenen Inseln oder die Anzahl verschiedener Bevölkerungsschichten ist egal. Jeder kann jeden Job machen. Alle packen gemeinsam an. Ach, ist das nicht schön?

Bauern, Bürger und Banausen

Aber kommen wir mal zurück zu unseren kleinen Bauern, die sich mittlerweile zu Bürgern entwickelt haben. Die Bedürfnisse steigen und damit auch der Spielanspruch. Wir müssen uns um komplexere Warenketten kümmern. Es reicht nicht mehr nur ein wenig Fisch mit Apfelwein zu kredenzen und zu hoffen, dass die Religion den Rest übernimmt.

Plötzlich möchte das Volk Kleider. Wir müssen uns darum kümmern, genug Hanf anzubauen. Ab hier müssen wir auch unseren Kopf benutzen, denn es reicht nicht mehr einfach ein Gebäude zu platzieren. Für die Produktion von Leinkutten benötigt ein Webstuhl die Produkte aus zwei Hanfplantagen. Wichtig ist vorab natürlich zu prüfen, ob denn überhaupt Fruchtbarkeit gegeben ist. Wenn nicht, dann auf zu einer anderen Insel und die Waren anbauen.