Ori and the Will of the Wisps im Test: Meisterhaftes Metroidvania jetzt auch für Switch
Es ist das erwartete Meisterwerk: Ori and Will of the Wisps spielt sich wunderbar, die Geschichte rührt zu Tränen, die Präsentation ist umwerfend. In vielen Punkten zieht Oris neues Abenteuer sogar an seinem exzellenten Vorgänger vorbei - doch perfekt ist das Spiel trotzdem nicht, vor allem die Xbox-One-Fassung machte uns im Test sorgen. Im Review zu Will of the Wisps klären wir die Details. - UPDATE: Der Test umfasst nun auch die Switch-Umsetzung.
Es brauchte nicht viel Fantasie, um sich die Wertung von Ori and the Will of the Wisps auszumalen. Schließlich hatten wir vorab mehrere Stunden in das Edel-Metroidvania reingespielt und dabei zeichnete es sich bereits ab: Will of the Wisps ist eine fantastische Fortsetzung. Eine, die zwar nur wenige echte Neuerungen liefert, dafür aber alle Stärken des Vorgängers zurückbringt und nebenbei auch ein paar alte Schwächen ausbügelt. Genau so hatten wir uns ein Ori 2 vorgestellt! Rundum makellos ist das Spiel allerdings nicht geworden. Im Test klären wir, wo Will of the Wisps noch ein bisschen Raum für Kritik lässt - und warum uns die Xbox-One-Fassung einige Nerven gekostet hat.
Update: Wir haben den Test um einen Absatz plus Wertung zur Switch-Umsetzung erweitert. Ihr findet die neuen Infos auf der zweiten Seite. (18. September 2020)
In diesem Artikel
Hinweis: Ein Video-Test war aus Zeitgründen nicht umsetzbar. In unserem Vorschau-Video bekommt ihr aber bereits einen sehr guten Eindruck von allen wichtigen Neuerungen und Inhalten. Die Spielszenen stammen aus den ersten drei Stunden der PC-Fassung.
Bilderbuch-Fortsetzung
Wer Ori and the Blind Forest noch nicht gespielt hat, sollte das spätestens jetzt nachholen. Denn Will of the Wisps knüpft so gelungen an den ersten Teil an, als wäre dazwischen kaum Zeit verstrichen. Im fantastisch inszenierten Intro treffen wir wieder auf unseren lieb gewonnenen Waldgeist Ori, der sich gemeinsam mit seinen Freunden Gumo und Naru um ein frisch geschlüpftes Familienmitglied kümmert: die putzige Baby-Eule Ku. Sie stellt nicht nur das emotionale Bindeglied zum Vorgängerspiel dar, sondern bringt auch das nächste Abenteuer ins Rollen: Als Ku bei einer wagemutigen Flugstunde über einem finsteren Wald abstürzt, macht sich Ori sofort auf die Socken, um das arme Eulenkind zu retten.
Quelle: PC Games Es ist eine simple Geschichte, die aber unter die Haut geht: Moon Studios inszeniert seinen Plot wieder mit ergreifenden Zwischensequenzen, packenden Verfolgungsjagden, ruhigen Dialogen und anrührenden Momenten, in denen vor allem der filmreife Orchester-Soundtrack das Erzählen übernimmt. Abermals geht es um Verlust und Familie, Trauer und Hoffnung, damit bewegen sich die Entwickler zwar sehr nahe am ersten Teil, setzen ihre Geschichte aber mit so viel Herz und Feingefühl um, dass uns das kaum gestört hat. Wer nahe am Wasser gebaut ist, sollte Vorsichtsmaßnahmen treffen: Auch Will of the Wisps spielt man am besten mit einer griffbereiten Packung Taschentücher. Spätestens im Abspann werdet ihr sie brauchen.
Edle Aufmachung
Neben der dichten Story begeistert Will of the Wisps auch wieder als typisches Metroidvania mit hohem Jump-and-Run-Anteil. Aus der Seitenansicht erkundet ihr mit eurem kleinen Waldgeist eine zusammenhängende Welt, seid in schummrigen Wäldern, farbenfrohen Oasen, verschneiten Gipfeln, stockfinsteren Höhlen und sandigen Wüstengebieten unterwegs. Jede Zone ist prachtvoll gestaltet, mit animierten Details gespickt und wundervoll ausgeleuchtet, dazu sorgen die dreidimensionalen Hintergründe für räumliche Tiefe, sie lassen Oris Welt lebendig und wie aus einem Guß wirken. Kurzum: Will of the Wisps ist einer der schönsten 2D-Plattformer aller Zeiten, an ihm wird sich die Konkurrenz in Zukunft messen müssen.
Quelle: PC Games
Ganz nebenbei ist das Spiel aber nicht nur schöner, sondern auch etwas umfangreicher als sein Vorgänger geraten: Selbst Ori-Kenner dürfen hier 10 bis 15 Stunden einplanen, bis alles erledigt ist. Damit ist Will of the Wisps zwar immer noch deutlich überschaubarer als beispielsweise ein Hollow Knight, doch für uns fühlte sich das Abenteuer trotzdem nie zu kurz an.
So gut wie sein Vorgänger
Das Hüpfen, Springen und Klettern geht genau so präzise und flüssig von der Hand wie im ersten Teil, Ori-Kenner dürften sich sofort heimisch fühlen. Dazu zählt auch das Erlernen neuer Fähigkeiten, um damit weitere Levelbereiche zugänglich zu machen. Vieles davon kennen wir allerdings schon: Den Doppelsprung, die Feder als Gleitschirm oder die Möglichkeit, sich an Geschossen abzustoßen, haben wir schließlich schon im ersten Teil ausgiebig genutzt. Zu den Neuzugängen zählen vor allem eine Art Energielasso, mit dem sich Ori an Ankerpunkten heraufziehen kann, sowie die Fähigkeit, sich im Affenzahn durch lockeren Sand zu wühlen. Diese Features fügen sich zwar gut ein und werden auch nicht übermäßig eingesetzt, fallen im Vergleich zu Oris übrigen Fähigkeiten aber etwas ungenauer aus - hier ist vor allem Übung gefragt. Schließlich warten auch diesmal wieder ausgedehnte Abschnitte, in denen ihr Ori punktgenau durch stachelige Gänge lenken, durch Portale schießen oder an tödlichen Energiestrahlen vorbei bugsieren müsst. Da kommen auch Ori-Veteranen auf ihre Kosten.
Quelle: PC Games
Anders als im Vorgängerspiel dürft ihr eure Speicherpunkte nicht mehr von Hand setzen. Stattdessen nutzen die Entwickler diesmal automatische Checkpoints, die aber fair platziert sind, zumal keine störenden Ladezeiten anfallen, wenn Ori wieder mal ins Gras beißt. Im Test haben uns die Geschicklichkeitsabschnitte daher nie frustriert. Bei Spielstart dürft ihr außerdem aus drei Schwierigkeitsgraden wählen, die bestimmen, wie viel Schaden Ori einstecken und austeilen kann. Aber Vorsicht: Diese Einstellung lässt sich nach Spielstart nicht mehr rückgängig machen! Wer also schon das Vorgängerspiel als zu knifflig empfand, sollte eher den leichten Modus wählen.
Stark verbessert: Kämpfe und Bossgegner
Quelle: PC Games
Bei den Kämpfen müssen auch Ori-Kenner umdenken, denn diesmal werden wir nicht von einem rumballernden Lichtgeist begleitet, der Feinde automatisch für uns wegputzt. Stattdessen erhält Ori im Spielverlauf gleich mehrere neue Kampfgeräte, darunter eine Geisterklinge, einen Bogen oder einen magischen Hammer, der vor allem gegen dicke Brocken effektiv ist. Beim Händler werden außerdem noch weitere Fähigkeiten wie ein Energiespeer oder eine Art Bumerang angeboten, die wir im Test aber als unnötig empfunden haben - da sind die anderen Waffen schlichtweg praktischer. Doch schon Oris normales Arsenal wertet die Kämpfe deutlich auf und sorgt dafür, dass sich Will of the Wisps etwas fordernder anfühlt als sein Vorgänger. Wir hätten uns lediglich gewünscht, manche Waffen noch weiter verbessern zu können. Oris Standard-Lichtklinge hätte zum Beispiel noch ein paar Upgrades vertragen, damit sie auch gegen Spielende noch ordentlich zuhaut.
Hat für mich genau gepasst, nicht zu einfach wie bei vielen Spielen heutzutage, aber auch nicht frustrierend schwer.
Da wirkte das Balancing etwas unausgegoren.
Hat sich bei den Bossen bei mir auch so dargestellt. Wobei das wohl auch einfach mit meinen effektiven HP zusammenhing.
Im ersten Teil waren sie gefühlt besser ausbalanciert, obwohl es da auch Trial and Error gab.
Die Ginsosequenz dort fand ich genial.
@Topic: Nachdem mich der Endboss gerade um die 1 1/2 Stunden malträtiert hat, hab ich ihn endlich geschafft und bin sehr zufrieden mit der Endsequenz und insgesamt mit dem zweiten Teil von Ori. Unglaublich, welche Detailverliebtheit hier aufgefahren wird und die Bossfight's gehören für mich zum besten, was ich die letzten Jahre in dem Genre gespielt hab. Man merkt dem Spiel die lange Entwicklungszeit an jeder Ecke an. Fans des ersten Teils sollten unbedingt einen Blick darauf werfen, zumal es ja auch im Gamepass enthalten ist und man bei dem Preis nicht mehr viel falsch machen kann.
Im ersten Teil waren sie gefühlt besser ausbalanciert, obwohl es da auch Trial and Error gab.
Die Ginsosequenz dort fand ich genial.