Hilfe, Videospiele werden immer länger! ... Oder stimmt das gar nicht?

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Special Manuel Zippl - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Hilfe, Videospiele werden immer länger! ... Oder stimmt das gar nicht?
Quelle: Nintendo

Videospiele sind heutzutage viel zu lang, wird gerne behauptet. Aber stimmt das wirklich? Wir gehen auf Basis von Zahlen und Fakten auf Spurensuche.

Jeder Gamer kennt das sicher: Man sitzt seit Wochen oder Monaten am selben Spiel und hat das Gefühl, zu nichts anderem mehr zu kommen, weil sich Quests und Storylines dermaßen in die Länge ziehen, dass sie einem einen großen Teil der Freizeit kosten und sich immer mehr wie Arbeit anfühlen.

Und auch, wenn man das besagte Spiel mag, so hat man doch irgendwann das Gefühl, dass man zu lange damit beschäftigt ist. Außerdem schläft die Industrie nicht und pumpt weiterhin kontinuierlich neue Spiele auf den Markt, die sich früher oder später im hassgeliebten Backlog anhäufen.

Dieser wird mit der Zeit so überwältigend groß, dass man komplett den Überblick verliert und es zur aufwendigen Mammutaufgabe wird, alle Spiele darin abzuschließen.

Die Kritik, dass Videospiele immer länger und größer werden und den Spieler mit mehr und mehr Content regelrecht vollstopfen, ist weitverbreitet. Es ist schon lange keine Seltenheit mehr, dass Games zum bloßen Durchspielen bereits 50 oder sogar 100 Stunden beanspruchen.

Für Beispiele braucht man nicht weit in die Vergangenheit zu blicken: Spieler, die sich vornehmen, das 2022 erschienene Elden Ring zu spielen, können sich laut der Website "How Long To Beat" auf 59 Spielstunden für die Story und 132 Spielstunden fürs komplette Abschließen einstellen.

2023 kam mit Baldur's Gate 3 ebenfalls ein enormer Zeitfresser auf den Markt, denn 100-%-Zocker können mit 157 Spielstunden rechnen, während allein die Story schätzungsweise 64 Stunden beansprucht.

Und ob man es glaubt oder nicht: Gamer haben tatsächlich auch noch ein Leben außerhalb von Gaming. Viele von uns haben einen Job, studieren oder gehen in die Schule. Manche haben noch andere Hobbys oder treiben Sport. Wie soll man da noch die Zeit finden, diese ganzen nicht enden wollenden Spiele zu beenden?

Aber halt: Entspricht die Behauptung, dass Games immer länger werden, wirklich der Wahrheit, oder täuscht uns die behauptete Realität da etwas vor? Liegt es nur daran, dass wir älter werden und daher weniger Freizeit haben oder beanspruchen Videospiele tatsächlich immer mehr Zeit, um beendet zu werden?

Wäre der technische Fortschritt dafür der einzige Grund oder steckt da mehr dahinter? Diesen Fragen werden wir heute im Rahmen eines umfangreichen Vergleichs auf den Grund zu gehen.

The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom Quelle: Nintendo

Der Vergleich 1: So funktioniert's

Für diesen Überblick schauen wir uns die Haupttitel 15 verschiedener Spielereihen an. Dabei handelt es sich um die 40 bestverkauften Franchise der Videospielgeschichte mit überschaubarer Spieleanzahl, ausgenommen aller Franchise, bei denen sich darüber streiten lässt, wann sie als durchgespielt gelten bzw. ob sie überhaupt ein Ende haben. Dazu zählen beispielsweise FIFA, Animal Crossing und Die Sims.

Die Daten, wie lange ein Game in Anspruch nimmt, um beendet zu werden, stammen allesamt von der bereits erwähnten Website "How Long To Beat", auf welcher Gamer aus aller Welt ihre Spielstunden eintragen und sich daraus dann ein Durchschnitt ergibt. Wir werden uns jeweils die benötigten Stunden für die Hauptstory und 100 % ansehen.

Selbstverständlich zählen die Spielstunden hier nicht als sichere Garantie, denn jeder hat einen eigenen Spielstil und damit natürlich ein anderes Tempo. Es geht hier lediglich um einen ungefähren Vergleich. Wir schauen auch nur auf die Basisspiele ohne DLCs. Sollten bei den Games also zusätzlicher Content erhältlich sein, würde das die Spieldauer noch weiter verlängern.

Folgende 15 Franchise werden wir uns ansehen: das Mario-Franchise (konkret die Super Mario-, Paper Mario- und Mario & Luigi-Spiele), das Pokémon-Franchise, das GTA-Franchise, das Assassin's-Creed-Franchise, das Final-Fantasy-Franchise, das Red-Dead- Franchise, das Halo-Franchise, das God-of-War-Franchise, das Tomb-Raider-Franchise, das Resident-Evil-Franchise, das The-Legend-Of-Zelda-Franchise, das Dragon-Quest-Franchise und das The-Witcher-Franchise.

Natürlich repräsentieren diese Daten aus ausgewählten Franchise nicht die gesamte Videospielindustrie: sie sollen aber einen Überblick darüber gewähren, wie sich die erfolgreichsten Spielereihen entwickeln.

Nun, da wir die Bedingungen geklärt haben, sehen wir uns diese Entwicklungen genauer an.

Der Vergleich 2: Hauptstory 1: Hier werden die Hauptstorys länger

Bei sechs unserer 15 Franchise wird dem Spieler für die Hauptstory in den aktuellen Teilen immer mehr Zeit abverlangt. Interessant dabei: Bei allen sechs handelt es sich um Spielereihen mit offenen Welten. Kein Wunder: Gerade dieses Genre von Videospielen ist dafür bekannt, besonders viel Zeit zu kosten. Open-World-Games stehen daher oft in der Kritik, mit Content vollgestopft zu sein, der keinen Mehrwert bietet.

Red Dead Redemption 2 und The Witcher 3 sind gute Beispiele dafür, dass auch zeitaufwendige Spiele ausgezeichnet sein können. Sowohl bei der Red-Dead- als auch bei der The-Witcher-Reihe hat sich die Spielzeit beim neuesten Teil im Vergleich zu den Teilen davor mehr als verdoppelt.

Und auch, wenn das langsame Tempo von Red Dead Redemption 2 nicht jedem gefällt und die umfangreicheren Quests von The Witcher 3 bei einigen für Ungeduld sorgen könnten, zählen beide zu den besten Spielen aller Zeiten.

Spielzeit Hauptstory Red Dead Quelle: PC Games Spielzeit Hauptstory The Witcher Quelle: PC Games God of War hat ab der 2018 erschienenen Neuausrichtung der Reihe enorm an Spiellänge dazugewonnen. Die zusätzlichen Stunden werden mit der umfangreich erzählten Vater-Sohn-Geschichte zwischen Kratos und Atreus, filmreifen Cutscenes und einer offeneren Map gerechtfertigt. Das 2022 erschienene Ragnarök übertrifft die durchschnittliche Spielzeit des Vorgängers sogar noch um sechs Stunden.

    • Kommentare (6)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Case39 Spiele-Novize/Novizin
        Zitat von AustroNuub
        Ein wirklich gutes spiel kann nie zu lang sein.

        Bei manchen artikeln allerdings kann es passieren, daß sie viel zu lang sind um gelesen zu werden :)
        Der war gut und dabei sind sie dann deutlich inhaltsleerer😉
        Ja, was soll ich sagen. Selber habbich Vollzeitjob und Familie. Es ist echt schwer für Open World Titel die gebührende Zeit aufzuwenden, deswegen sind es auch nur 2-3 Titel im Jahr oder mehrere "kleinere" Games.
      • Von Case39 Spiele-Novize/Novizin
        Zitat von AustroNuub
        Ein wirklich gutes spiel kann nie zu lang sein.

        Bei manchen artikeln allerdings kann es passieren, daß sie viel zu lang sind um gelesen zu werden :)
        Der war gut und dabei sind sie dann deutlich inhaltsleerer😉
        Ja, was soll ich sagen. Selber habbich Vollzeitjob und Familie. Es ist echt schwer für Open World Titel die gebührende Zeit aufzuwenden, deswegen sind es auch nur 2-3 Titel im Jahr oder mehrere "kleinere" Games.
      • Von Neawoulf Nerd
        Früher hab ich echt gerne große Open World Titel (vor allem The Elder Scrolls) gespielt, aber ich muss zugeben: Inzwischen greife ich auch ganz bewusst eher zu kurzen Spielen. 10 bis 20 Stunden sind für mich mehr als genug und wenn es weniger ist, stört mich das auch nicht. Meistens sind das Indiespiele, die ich inzwischen ohnehin lieber mag, als überinszenierte Triple-A Geschichten.

        Vermutlich wiederhole ich mich mal wieder, aber die Ubisoft-Formel mit ihren Mechaniken und Designelementen ist für mich nach wie vor ein Fluch für (nicht nur) Open World Spiele aller Art. Leider schauen sich sehr viele Entwickler diese Elemente für ihre Open World Spiele ab.

        Dabei kann man doch auch sehr schöne "kleine" Open World Spiele mit individuellen Spielmechaniken und Details machen, wie z. B. Gothic 1 und 2, Risen 1, Eastshade etc. Wenn sich da nur wieder jemand drantrauen würde. Aber nein, es müssen ja immer wieder gigantische Spielwelten sein, die so groß sind, dass man keine Lust mehr hat sie ohne Schnellreisefunktionen zu erkunden.

        Nicht mein Ding.
      • Von AustroNuub Anwärter/in
        Ein wirklich gutes spiel kann nie zu lang sein.

        Bei manchen artikeln allerdings kann es passieren, daß sie viel zu lang sind um gelesen zu werden :)
      • Von Dodo1995 Gelegenheitsspieler/in
        Wirklich kurzen Spiele existieren halt gar nicht mehr Arcade Highscore Jagd Spiele gibt es nur noch als Indies, genauso wie Shoot em Ups oder Brawler. Single Player Shooter sind auch selten geworden.

        Open World Spiele sind halt mega beliebt: TOTK, CP77, Elden Ring und Hogwarts Legacy haben sich alle mehr als 20mio mal verkauft
      • Von Schalkmund Nerd
        Zitat von SethWinterstein
        Wow noch ein KI-Bild. Gibt es mittlerweile keine Leute mehr die Bilder machen können oder Stockart Fotos?
        Ist vielleicht doch noch ein Vorteil für richtige Künstler, dass sich die Leute bald an dem schnell dahin geschissenen AI-Zeugs satt gesehen haben. Diese AI-Kunstkacke ist fast schon ein Grund gar nicht auf einen Artikel zu klicken, dann doch lieber ein guter Ingame-Screenshot als Aufmacher.
      Direkt zum Diskussionsende
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