Stellar Blade im Test: Pornös professionelles Plagiat

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Test Stefan Wilhelm - Redakteur
Stellar Blade im Test: Pornös professionelles Plagiat
Quelle: PC Games

Es zählen doch die inneren Werte: Wir haben Stellar Blades wackelnde Kaufargumente beiseitegeschoben und klären im Test, ob da auch ein gutes Spiel dahintersteckt - oder ob uns hier doch eher "NieR: Automata zu Hause" erwartet.

Kurz vor dem Release des heiß erwarteten PS5-Exklusivspiels Stellar Blade führten die Kollegen von IGN Japan ein Interview mit Hyung-Tae Kim, dem Director von Stellar Blade, und Yoko Taro, dem Schöpfer der NieR-Reihe. Die beiden sind offenbar große Fans voneinander - flankiert von jeder Menge Beweihräucherung zeigt sich aber schnell, wer hier der Sensei und wer der Schüler ist.

Kim schwärmt von NieR: Automata - was wir absolut nachvollziehen können - und sagt dann folgendes: "NieR: Automata hat eine starke und einzigartige Note. Je mehr wir darüber reden, desto mehr fühle ich mich, als könnte Stellar Blade (jetzt kaufen 69,99 € ) nicht mithalten."

Nachdem wir Kims erstes großes Konsolenspiel nun durchgespielt haben, können wir ihm nur Recht geben: Stellar Blade bedient sich ausgiebig bei anderen Spielen, vor allem bei NieR, sodass wir gar nicht anders konnten, als ständig Vergleiche anzustellen. Und in diesen Vergleichen zieht Stellar Blade zuverlässig den Kürzeren. Aber wie ihr in diesem Test erfahren werdet: Das bedeutet noch lange nicht, dass Stellar Blade ein schlechtes Spiel ist!

14:50
Stellar Blade | REVIEW | Sitzt, passt, wackelt und hat Luft

Sag niemals NieR

Bei Stellar Blade schlüpfen wir in das hautenge Kostüm der Schwertkämpferin Eve. Die ist nicht nur wie ihr Vorbild 2B mit einem ungemein auffälligen Hinterteil versehen, sondern sie hat auch eine sehr ähnliche Mission zu erfüllen. In Stellar Blades postapokalyptischem Szenario wurde die Menschheit von einer neuen Spezies von der Spitze der Nahrungskette gestoßen, den Alien-artigen Naytibas.

Eve und ihr Landungstrupp aus aufgebrezelten Kämpferinnen werden auf die Erde geschickt, um den Ältesten dieser Naytibas auszuschalten. Das Intro endet allerdings im Desaster und der gesamte Trupp, inklusive Eves sprichwörtlicher Busenfreundin Tachy, fällt kurz nach der Ankunft den Naytibas zum Opfer. Eve wird vom nicht minder attraktiven Adam aus den Flammen gerettet und die beiden setzen ihre Mission fort.

Die meiste Zeit haben wir Adam in Form einer schwebenden Drohe an unserer Seite, die wir später auch als Schusswaffe einsetzen können - ganz wie die Pods in NieR: Automata also, und das ist noch lange nicht die markanteste Ähnlichkeit.

Im Test fühlten wir uns so schnell in Yoko Taros Meisterwerk zurückversetzt, dass wir den späteren Verlauf der Story, inklusive der großen Plot-Twists, von vornherein als selbstverständlich ansahen und die paar Enthüllungen ohne großen Impact an uns vorbeizogen. Um es kurz und knapp zu sagen: Wenn ihr die beiden NieRs gespielt habt, dann habt ihr fast alles, was euch Stellar Blade erzählen will, schon gehört.

Das mit dem "gehört" dürft ihr wörtlich nehmen, denn selbst weite Teile des Soundtracks könnten so auch 1:1 aus einem Yoko-Taro-Spiel stammen. Zumindest, wenn die Musik noch etwas mehr Seele besäße und feiner auf die Situationen abgestimmt wäre.

Handwerklich gibt sich Stellar Blade dabei keine Blöße und ob man das nun dreist oder wertschätzend findet, ist sicher auch eine Geschmacksfrage. Wir würden aber lügen, wenn wir sagten, wir hätten beim Spielen nicht öfters mal mit den Augen gerollt.

Nicht nur dem Soundtrack, sondern auch dem ganzen Rest der vertrauten Präsentation und Story fehlt es an dem Charme und dem Worldbuilding, die die Vorbilder so besonders machen.

Stellar Blade überrascht uns nicht, es gibt unseren Gegnern und Verbündeten keine nennenswerten Persönlichkeiten, es macht uns weder tieftraurig, noch bringt es uns oft zum Lachen - außer, wenn wir mal wieder ein neues, wunderbar übertriebenes Outfit für Eve freischalten. Rein technisch betrachtet übertrumpft Stellar Blade mit seiner Detaildichte die eher altbackenen NieRs, und trotzdem ist Automata dank seines großartigen Designs das künstlerisch wertvollere Spiel.

    • Kommentare (33)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von fud1974
        Die ganze Sweet Baby Inc. Geschichte ist mehr als dubios... in mehrerlei Hinsicht. Mal abgesehen davon, dass Berater
        zur Vermeidung kultureller Fettnäpfchen usw. schon seit Ewigkeiten existieren (ist also nichts neues dass man sich Berater für sowas holt), aber gerade die Geschichte erscheint mir völlig aufgeblasen.. passt aber zur Szene.
        Möglich dass es aufgeblasen ist, solche Firmen sprechen aber dafür, dass die Entwicklung wo sie angeheuert werden so frei wohl nicht ist und ihr Einfluss eben dafür sorgt, dass ein Endprodukt naturgemäß anders aussieht als es das ohne sie wäre - sonst wäre ihre Existenz ja sinnlos.

        Zitat von fud1974
        Hörenswert fand ich da auch:

        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]
        Muss ich mir Mal anhören, auch wenn der Begriff Verschwörung jetzt nicht seriös klingt.
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von fud1974
        Die ganze Sweet Baby Inc. Geschichte ist mehr als dubios... in mehrerlei Hinsicht. Mal abgesehen davon, dass Berater
        zur Vermeidung kultureller Fettnäpfchen usw. schon seit Ewigkeiten existieren (ist also nichts neues dass man sich Berater für sowas holt), aber gerade die Geschichte erscheint mir völlig aufgeblasen.. passt aber zur Szene.
        Möglich dass es aufgeblasen ist, solche Firmen sprechen aber dafür, dass die Entwicklung wo sie angeheuert werden so frei wohl nicht ist und ihr Einfluss eben dafür sorgt, dass ein Endprodukt naturgemäß anders aussieht als es das ohne sie wäre - sonst wäre ihre Existenz ja sinnlos.

        Zitat von fud1974
        Hörenswert fand ich da auch:

        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]
        Muss ich mir Mal anhören, auch wenn der Begriff Verschwörung jetzt nicht seriös klingt.
      • Von fud1974 Spiele-Kenner/in
        Zitat von SethWinterstein
        Im Hinblick auf alles rund um Sweet Baby Inc. scheint es eher so zu sein, dass es ein bewusster Akt ist einen Charakter entgegen dem Schönheitsideal zu kreieren
        Die ganze Sweet Baby Inc. Geschichte ist mehr als dubios... in mehrerlei Hinsicht. Mal abgesehen davon, dass Berater
        zur Vermeidung kultureller Fettnäpfchen usw. schon seit Ewigkeiten existieren (ist also nichts neues dass man sich Berater für sowas holt), aber gerade die Geschichte erscheint mir völlig aufgeblasen.. passt aber zur Szene.

        Hörenswert fand ich da auch:

        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von fud1974
        Es ist zumindest eher im Anti-Trend, das man Frauen fast durchgängig in Spielen so darstellte, ist ja schon eher dein Ding der Vergangenheit. Und ich denke damit wird schon durchaus bewusst gebrochen. Doof sind die ja nicht.
        Im Hinblick auf alles rund um Sweet Baby Inc. scheint es eher so zu sein, dass es ein bewusster Akt ist einen Charakter entgegen dem Schönheitsideal zu kreieren (siehe auch Diablo 2 Resurrected) und es sind dann eben solche Drittfirmen, die solche Dinge durchsetzen. Sprich: Es sind äußere Einflüsse die gegen einen weiterhin bestehenden Status Quo arbeiten und ein realer Trend eigentlich nicht vorhanden ist. Die Entwickler von Stellar Blade also einfach nur das machen, was auch andere machen würden, wenn nicht jemand dagegen agieren würde.

        Zitat von Matthias Dammes
        Die Grenze liegt bei 1.800 Zeichen. Das sind 2 1/2 Absätze.
        Da muss man sich schon eher Mühe geben, um darunter zu bleiben.
        Ein Absatz den wir hier dauernd sehen ist der mit der Frage ob Steam eigentlich kostenlos ist. Das sind mit der Frage allein bereits 577 Zeichen mit Leerzeichen. Also man ist so bei ein Drittel der Grenze. Der Absatz dient ziemlich klar dazu den Zeichencounter hochzutreiben, weil die eigentliche Information oft genug in einen Satz passt. Man muss sich also so sehr anstrengen, dass man darüber bleibt, dass man sinnlose Standardabsätze kreiert, die man in die News schmeißen kann.
      • Von Synopse Anwärter/in
        Zitat von MarcHammel
        Eine Reduzierung(!) kann ich hier nicht erkennen. Sicher gibt es (teils humorvoll gemeinte) Passagen, aber auf Story, Gameplay, Grafik usw. wird hinreichend eingegangen.

        Was man am Test bemängeln könnte, wäre der stetige Vergleich mit NieR: Automata.

        Aber vom Spiel an sich hab ich nun auch genug in letzter Zeit gesehen. Es mag ein gutes Spiel sein (was ich auch nie infrage gestellt habe), aber so richtig abholen tut es mich auch nicht.
        Ich empfehle an der Stelle wirklich den Test von der Gamestar, der auch gerade 24 Stunden für alle zugänglich ist. Offenkundig verstehen die ihr Handwerk dort noch und kommen ohne die unentwegten Vergleiche zu NIER aus.
      • Von COReduct Spiele-Novize/Novizin
        Kann mir nicht vorstellen, dass dieses Game in unseren Breiten viele Käufer finden wird.

        Die Exlusiv-Deals von Sony werden in der letzten Zeit immer bizarrer - und auch erfolgloser. - siehe auch die veritablen Flops FF XVI und FF VII Teil 2. Ein deutliches Zeichen, dass es neben Microsoft/Xbox auch bei Sony/Playstation massiv runter geht...
        Offenbar ist mittlerweile nur mehr Nintendo im Konsolenbereich erfolgreich...
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